Mittwoch, 29. Oktober 2008

Friedrich Merz - Mehr Kapitalismus wagen

Friedrich M. - oder-
Wo viele lose Schrauben ihr zuhause haben


Was zunächst so aussieht, als ob jemand lustiges hier eine Satire auf die derzeitige globale Finanzkrise machen würde, ist (und das ist das erschreckende) ein ernstgemeinter Versuch des F. Merz "Wege zu einer gerechteren Gesellschaft" vorzuschlagen.

Da haben wir also einen abgehalfterten CDU-Mann, der nach dem "Steuerrecht auf einem Bierdeckel" erneut seine geistigen Ergüsse mitteilen möchte. Dass er hierfür einen "angesehenen" Verleger gewinnen konnte, irritiert nicht nur auf den ersten Blick - bei denen piepts wohl.

Auf der Buchmesse in Frankfurt (M) räumt der Politiker im Gespräch ein, dass der Titel seines Buches in diesen Zeiten erklärungsbedürftig sei. Merz: "Manche mögen denken der Merz spinnt!". Wobei er genauso Recht haben dürfte, wie diejenigen, die es über ihn denken. Wenn Krankenschwestern ihre Einfamilienhäuser verlieren, für die sie jahrelang gebuckelt haben, weil Manager oben in der Gesellschaftspyramide gerne noch ne Millionen mehr auf dem Konto hätten, muss man einfach nur weiter auf die selbstregulierende Kraft des Marktes vertrauen und alles wird wieder gut! Merz während seiner Buchvorstellung: "Ich bleibe bei meiner (Pause) Überzeugung, dass äh (Pause) es keinen besseren (Pause) Mechanismus zur Markt äh (Pause) koordinierung gibt als der Markt!" Da kann man nur anfügen, es gibt keinen grösseren Quark als der Quark. Prost !

Laut dem Satire Magazin Extra3 hat Merz Buch "die Lizenz zum Geld verbrennen".
Aber da sein Witze-Buch mit knapp 20€ deutlich zu kapitalistisch veranlagt ist, kann ich jedem halbwegs klugen Menschen nur raten, kaufen Sie lieber eine Frauenzeitschrift, ein rosa Zopfgummi für die Tochter, ein neue Grünpflanze oder einfach etwas anderes, was sie schon haben und nicht brauchen. Zum heizen z.B. eignen sich auch Telefonbücher.

In Liebe
Eurer Marx

Mittwoch, 22. Oktober 2008

D. BERNEMANN - Ich hab die Unschuld kotzen sehen

"Guten Tag. Die Welt liegt in Trümmern, ich sammele sie auf, errichte daraus neue Gebäude. Konstruiere neue Städte, kann man drin wohnen oder weiträumig umfahren."

Diese "Begrüßende(n) Worte" richtet Dirk Bernemann eingangs an den Leser. Er mochte "Pogo auf dem Todesstreifen" bieten. Warum ich hier zum "weiträumig(en) umfahren" seines Buches rate, möchte ich anhand einiger Zitate darlegen, die aus verschiedenen Kapiteln (also Stadtteilen) seiner "neue(n) Städte" stammen und so illustre Namen tragen wie "Stiller Killer", "Sophie goes to Notaufnahme", "Fickmensch", "Sex und Gegensex" oder auch schlicht "Schlachtfest" genannt sind.

Am schlachten scheint der Autor besonders interessiert, im ersten Kapitel, dem Buchtitel gleichnamig, schlägt ein auf die Fliesen kotzender Mann, auf einem "durchgefickten Sperrmüllsofa" delierend die "wildeste Diva, die [er] ... je in den Armen halten durfte" "mit meinen Fäusten in ihren zugedröhnten, weichen Körper" während um sie "Dummheit wie vergiftete (sic) Pflanzen aus dem kranken Boden" schießen.

Er haut ihr eine Flasche auf die Nase, wobei "ihr Nasebein...ein Geräuch wie ein herzhafter Biss in eine scheiß Scheibe Knäckebrot" macht, natürlich "nur ca. viermal so laut". "Ihr Blut spritzt beim Aufprall der Pfandflasche in alle Richtungen." Der geneigte Leser wird so wie ich beruhigt sein, dass hier eine Pfandflasche zur Verwendung kam! Aber es wird noch delikater: "Meine Fäuste treffen bald nur noch matschiges rotes Fleisch und um ihren Kopf bildet sich in relativ schneller Fließgeschwindigkeit eine Blutlache, deren Anblick mich euphorisch elektrisier und zu weiteren Schlägen auffordert." Hm... Dann verabschieded sich der ich-(Erzähler)-Täter mit einem Kuss auf den Körperteil "den man früher Wange nannte".

Da scheint der Bedarf an Gewalt gedeckt und der Erzähler begrüßt "den neuen Tag. Und ich vermute, es ist ein verfickter Sonntag." Was soll man da noch ergänzen? Vielleicht Auszüge aus anderen Kapiteln: "Ich kann weder Opfer noch Täter verstehen. Ich. Bin. Ein Deutscher. Polizist. Und ich mache meine Arbeit brilliant." Was man hier von der Interpunktion des Autors nicht gerade behaupten kann, die er am Anfang und Ende dieses "Polizei" betitelten Kapitel zelebriert (aber vielleicht erkenne ich die vorliegende Brillianz einfach nicht). Die Psyche dieses Polizisten ("Ich verdiene schlecht, aber ich habe eine Waffe, ihr Wichser.") ist äußerst interessant, eingentlich sollte er seinen "Vater besuchen (lassen)". So ruft er jemand fremden an und verabredet, dass dieser Fremde "irgendwann meinen Vater" besucht. "Das Leben [sei] manchmal zu einfach" ist hier seine Konklusion. Oh weia. Jetzt zu diesem Vater.

Den letzten eigenen Beweis für sexualpathologische Probleme seines hier gewählten Alter Ego ließt sich wie folgt: "Gestern saß ich da, wieder Video an, und ein weißer Riese [hier ist bestimmt nicht das Waschmittel gemeint] fickt 'ne Latinoschlampe in den Arsch. Nix. (...) Meine Eier bleiben weich und matschig [äh?] wie immer [???] und mein Schwanz klebte dran wie festgetackert." Doch seine Frau (er ist 34 Jahre unglücklich verheiratet) kam "auf so 'nen Selbstverwirklichungstrip" Was hier gleichbedeutend ist mit "nicht mehr mit mir bumsen" wollen, wenn der ich-Erzähler es will, weshalb er "dementsprechend [seinem] (...) Verlangen mit einigen kleinen Schlägen Nachdruck verleihen musste." Was bis dahin ein Fall fürs Gericht scheint bekommt aber pathologische Züge mit der Erweiterung: "Sie fing dann an zu heulen, was mich teilweise so geil machte, dass ich innerhalb von Sekunden abspritzte."

Aha, danke für die Aufklärung. Aus dieser liebevollen Beziehung stammen auch Kinder: "Ein Sohn, nennen wir ihn Fehlgeburt 1, hat sich im Alter von 19 Jahren zur Homosexualität bekannt. Der kommt mir nicht mehr ins Haus. Der soll sich seinesgleichen vergnügen und an Aids verrecken, oder ihm soll der Schwanz abfallen." Und natürlich ist "Herr Fehlgeburt 2 (...) bei der Polizei (...) Hat keine Frau, ist wahrscheinlcih auch schwul." Dieser Sohn darf noch in den intakten Haushalt des liebenden Vaters, aber der ist "immer froh, wenn er wieder weg ist. Ich ertrage ihn ungern in meiner Näher[das arme Papier, auf dem das gedruckt wird!] und trinken tu ich auch am liebsten allein. Er [der 2. Sohn] sollte mal zum Psychologen gehen".

Was für ein grandioser Gedanke, könnte man hier denken...bis auf der nächsten Seite: "Ich weiß nicht warum sich meine Tochter mit diesem Mann [Maler/Künstler] abgibt. Als sie pubertierte, hätte ich tausendmal lieber mit ihr gefickt als mit Katharina [seiner Frau]. Es ist aber dazu nie gekommen und ich weiß bis heute nicht, warum nicht (sic!). Gelegenheiten gab es genug."

Puh, da ist die Tochter aber nochmal glimpflich davon gekommen. Das schien wohl dem Autor dann doch zu dick aufgetragen: Porno-Wichsen-Alkoholsucht-Ehefrau-vergewaltigen-Söhne-schwule-Polizisten-Tochter-Künstlergattin, deshalb KEIN Inzest...der voyeuristische Leser hatte sich schon so gefreut als die Sprache auf die Tochter kam.

Fazit: Kotze-Blut-Sperma mit Fäkalien gequirlt & mit einer Prise Crack garniert

Rating: 1 von 1000 Punkten. (1 Punkt dafür, dass es einen Verleger fand)

Leseerlebnis: Ernüchternd...Wer Pornos mag, schaue sie. Wer Bücher ließt, lasse diese liegen.

Originaltitel: Ich hab die Unschuld kotzen sehen
Originalverlag: Ubooks

Taschenbuch, 256 Seiten, 11,8 x 18,7 cm
ISBN: 978-3-453-67560-5
€ 8,95 [D] | € 9,20 [A]Die österreichischen Preise wurden von unserem Alleinauslieferer als sein gesetzlicher Letztverkaufspreis in Österreich festgelegt. | SFr 16,90 (UVP)Unverbindliche Preisempfehlung

Verlag: Heyne